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Aktion Mensch macht mit dem geförderten Kunstprojekt „Dein Leben ist bunt - Zeig es! Trau Dich!“ das Leben der Kinder aus suchtbelasteten Familien und der Klient*innen der Drobs Goslar ein bisschen bunter

Im Rahmen des zweiten Kunstprojekts „Dein Leben ist bunt - Zeig es! Trau Dich!“, das von der Aktion Mensch gefördert wurde, fanden im vergangenen Jahr zwei ganz besondere, kreative Aktionen für alle kleinen und großen Kunstinteressierten in Goslar und Umgebung statt. Teilgenommen hatten größtenteils Kinder des Projektes „Sei kein Frosch“ und Klientinnen und Klienten der Drogenberatung.

An der „Holy-Aktion“ nahmen insgesamt zehn Kinder und Jugendliche im Alter von sechs bis 16 Jahren teil. Das kreative Projekt erstreckte sich über zwei Tage. Am ersten Tag hatten die Kinder unter Anleitung der Künstlerin Anna Völkner die Möglichkeit, T-Shirts zu batiken, während der zweite Tag mit einer „Holy-Party“ auf einem Ponyhof endete, was für viel Freude und Begeisterung sorgte.

Die zweite kreative Aktion richtete sich an Erwachsene. Klientinnen und Klienten hatten im Vorfeld den Wunsch geäußert, ebenfalls bei einem besonderen Projekt einmal mit einbezogen zu werden. Unter dem Motto „Kehr dein Innerstes nach außen und zeig, wer du wirklich bist“ waren die beiden Aktionstage geprägt von intensiver Kreativität und vielen emotionalen Momenten.

Am ersten Tag malten rund zwölf Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Café Spiegel auf Leinwänden mit Formen, Strukturpaste und Acrylfarbe. Begleitet von drei Hunden, die die Klienten mitbrachten, verbrachten die Teilnehmenden drei Stunden mit intensivem Malen. Dabei wurden viele Tränen vergossen. Sich bewusst mit seiner Suchterkrankung auseinanderzusetzen löste bei den Teilnehmenden einen inneren, emotionalen Prozess aus. Für viele war es eine große Hürde, loszulegen und zuzulassen, dass ihre Werke unperfekt sein durften. Einige standen zunächst unsicher vor der Leinwand, doch am Ende entstanden beeindruckende Bilder. Talente wurden wiederentdeckt, und die Freude sowie der Spaß an der Kreativität wurden neu entfacht. Beim gemeinsamen Pizzaessen reflektierten die Teilnehmenden, was ihnen schwerfiel, was sie sich zugetraut hatten und welche Hürden sie gemeistert hatten. Auch dieses Projekt führte die Künstlerin Anna Völkner durch.

Am zweiten Tag lag der Fokus auf Charakterporträts als Fotografie. Diejenigen, die mitgemacht haben, hatten die Möglichkeit, unter anderem ihre Tattoos zu zeigen und die Geschichten, die oft dahinterstecken, zu erzählen. Dies half ihnen, sich zu öffnen und sich mit ihrer eigenen Geschichte auseinanderzusetzen. Die großartige Fotografin Nina Richter schaffte es, die Menschen perfekt in Szene zu setzen, richtig auszuleuchten, das Besondere zu spüren und in den Aufnahmen herauszustellen.

Die Ergebnisse waren überwältigend. Viele waren erstaunt über die positiven Rückmeldungen und erlebten einen Wandel in ihrem Selbstbild. „Man merkt, dass die Menschen, die hier zu uns kommen, erst einmal ein sehr negatives Bild von sich haben. Und dann sind sie ganz erstaunt über die tollen und coolen Ergebnisse und merken: Ich bin ja doch ein toller Mensch“, freute sich Anna Pielken-Rieger, Leiterin der Drobs über die das gelungenen Projekt.

Dieses Projekt war besonders berührend, da eine Teilnehmerin nur zehn Tage nach Abschluss der Aktion an einer Überdosis starb. Ihr Porträtbild steht nun im Café Spiegel als Erinnerungsfoto und Mahnmal.

Jeder Teilnehmer und jede Teilnehmerin brachte eine persönliche Geschichte mit, und das Projekt schuf einen Ansprechpunkt, der Gemeinschaft, Verbindung und Vertrauen förderte. Viele Rückfragen zu den eigenen Porträtfotos zeigten, dass die Aktion unerwartet erfolgreich war. Solche niedrigschwelligen Angebote sind bei diesem Klientel oft schwer planbar, da sie von Sucht geprägt sind.

Das Projekt sollte helfen, die persönliche Komfortzone zu verlassen und Anekdoten zu schaffen, die nichts mit Drogen zu tun haben. Zukünftig könnte das Thema Gesundheit ein Anknüpfungspunkt sein, etwa durch die Betrachtung von Fotos beispielsweise zum Thema Zahngesundheit.

Trotz des engen Kontakts bleibt die Ansprache immer eine besondere Herausforderung, die jedoch durch solche Projekte bereichert wird. „Das Leben ist bunt“ zeigt, wie Kunst und Kreativität helfen können, persönliche Geschichten zu erzählen und neue Perspektiven zu gewinnen.