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Armut in Deutschland laut Studie so groß wie noch nie – Paritätischer Wohlfahrtsverband legt Armutsbericht vor

Die Armut in Deutschland ist trotz guter Konjunktur auf einen neuen Höchststand gestiegen. In Niedersachsen sieht es sogar noch schlechter als im Bundesdurchschnitt aus. Innerhalb eines Jahres stieg die Armutsquote in Deutschland um 0,5 Prozent auf 15,5 Prozent. Damit waren dem Armutsbericht zufolge 2013 rund 12,5 Millionen Menschen betroffen. In Niedersachsen liegt die Armutsquote mit 16,1 Prozent sogar deutlich über dem Bundesdurchschnitt. Diese bedenklichen Zahlen gehen aus dem Armutsbericht des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes hervor, der jetzt in Berlin vorgestellt wurde.

Für Braunschweig und die Region ist die Quote sogar auf 16,6 Prozent angewachsen. „2011 lag Braunschweig noch unterhalb des Niedersächsischen Durchschnitts. Jetzt liegen wir sogar darüber. Das ist alarmierend“, sagte Henning Eschemann, Geschäftsführer des Paritätischen Braunschweig. Obwohl das Thema Kinderarmut in Braunschweig im Fokus ist, muss weitaus mehr passieren. Es müsse deutlich mehr Geld für Alleinerziehende und Familien ausgegeben werden. „In einem so reichen Land wie Deutschland darf das einfach nicht sein. Ich teile die Auffassung von Ulrich Schneider, der umfassende Maßnahmen zur Armutsbekämpfung fordert, voll und ganz“, so Eschemann. Der Verband fordert ein umfassendes Maßnahmenbündel zur Armutsbekämpfung. Neben einer deutlichen Erhöhung der Regelsätze in Hartz IV seien insbesondere Reformen des Familienlastenausgleichs und der Altersgrundsicherung erforderlich, um Armut wirksam vorzubeugen. Voraussetzung dazu sei ein rigoroser steuerpolitischer Kurswechsel, der große Vermögen und Einkommen stärker als bisher zur Finanzierung des Sozialstaats heranzieht, so der Verband.

Neben Alleinerziehenden und Arbeitslosen sind vermehrt auch Rentnerinnen und Rentner von Armut betroffen. „Beim Thema Armut im Alter schwant mir Ungutes. Alt darf nicht gleich arm bedeuten. Die Entwicklung ist erschreckend“, so der Geschäftsführer des Paritätischen Braunschweig. „Es gibt keine andere Gruppe in Deutschland, die in den letzten Jahren auch nur annähernd vergleichbar hohe Armutszuwächse hatte. Wir haben es hier mit einem armutspolitischen Erdrutsch zu tun“, heißt es in der Pressemitteilung des Gesamtverbandes dazu.

Der Armutsbericht zeigt zudem, dass die Spaltung zwischen arm und reich in ganz Deutschland weiter zunimmt. Der Vorsitzende des Gesamtverbandes des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes, Ulrich Schneider, spricht armutspolitisch von einer tief zerklüfteten Republik.

Den Bericht finden Sie hier auf der Seite des Paritätischen Wohlfahrtverbandes: <link http: www.der-paritaetische.de external-link-new-window>Armutsbericht 2014