Aktuelle Themen der kommunalen Sozialpolitik standen im Mittelpunkt der erweiterten Beiratssitzung des Paritätischen Kreisverbandes Braunschweig, die vor einer Woche in den Räumen der Mitgliedsorganisation der Braunschweiger Aids Hilfe e.V. stattfand. Traditionell lädt der Wohlfahrtsverband die sozialpolitischen Sprecher und politischen Akteure der Stadt in unregelmäßigen Abständen zum Dialog ein.
Der Einladung zum Austausch folgten die Politiker und Politikerinnen Michael Winckler von der SPD, Cristina Antonelli-Ngameni (Bündnis 90/Die Grünen, Heidemarie Mundlos (CDU), Ingo Schramm (FDP), Sabine Bartsch (Bibs) und Udo Sommerfeld (Die Linke).
In dem Gespräch ging es vorrangig um die Themen Arbeitskräftemangel, die auskömmliche Finanzierung von Unterstützungsangeboten, Schaffung von bezahlbarem Wohnraum, sowie um Standards in den sozialen Arbeitsbereichen.
„Wenn wir die Standards und Kriterien unter den aktuellen Bedinungen aufrecht erhalten wollen, dann können wir viel weniger Menschen gerecht werden. Und wenn wir möglichst viele Menschen erreichen und versorgen wollen, dann schaffen wir es nicht mit den bisherigen Vorgaben und Bedingungen. Das zieht sich durch fast alle Berufsfelder hindurch. Eigentlich müssen wir alle über den großen Wurf nachdenken: Wie können wir soziale Angebote so denken, dass sie immer noch gut, gut genug erfolgen und wir möglichst viele Betroffene und zu Betreuuende versorgen. Wir haben gleichbleibende oder sogar steigende Bedarfe und weniger Menschen die das Ganze gut umsetzen können und die Vesorgung gewährleisten. Da spielt zum einen auch Geld eine Rolle, aber eben nicht nur. Wir haben die Mitarbeitenden einfach nicht und alle ringen um die gleichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Wir müssen uns auch den Veränderungen bei der Mitarbeitergewinnung stellen“, beschreibt Geschäftsführer des Paritätischen Braunschweig, Sven Spier die aktuelle Lage.
Tanja Schreiber,Geschäftsführerin des Instituts für Persönliche Hilfen e.V. berichtete bei der Sitzung von den besonderen Herausforderungen im Bereich der rechtlichen Betreuung, denn das Hochstmaß an Verantwortung für die Mitarbeitenden sei enorm hoch. Da helfen die schönsten Benefits nicht, um den Druck zu nehmen.
Michael Winckler (SPD) sagte, dass unbedingt zusätzliche Beratungsangebote geschaffen werden müssen, um Prävention, Aufklärung und Information zu fördern. Anfangen und Unterstützen, bevor es zu spät ist, das würde auch zu einer Kostenreduktion beitragen, so der Ratspolitiker.
Beiratsvorsitzender Henning Voss brachte das Thema bezahlbarer Wohnraum in die Diskussion ein und forderte die Erarbeitung eines kommunalen Aktionsplan. „Es hat sich schon viel getan in Braunschweig, doch bei den Betreuten kommt davon leider sehr wenig an“, so Henning Voss, Leiter der Anlaufstelle für Straffällige in Braunschweig, CURA e.V. Seine Forderung: Es müsse ein Gremium oder Arbeitsgruppe ins Leben gerufen werden, um einen Aktionsplan zu organisieren.
Dazu äußerte sich auch Heidemarie Mundlos (CDU), die es begrüßte, dass hier mittlerweile Ressortübergreifend viel intensiver zusammengearbeitet werde, als es in der Vergangenheit der Fall war. Die Parteien haben fraktionsübergreifend die schwierige Lage erkannt und denken konstruktiv.
„Die Themen, die wir hier heute angerissen haben, die müssen wir gemeinschaftlich miteinander angehen. Dafür müssen wir miteinander sprechen. Insofern war der Austausch wieder einmal wichtig, konstruktiv und produktiv“ bedankte sich Beiratsvorsitzender Voss bei den Gästen.