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Gedenk- und Trauergottesdienst für verstorbene Drogenabhängige in Braunschweig – immer mehr Drogentote in Deutschland

Schmetterling als Symbol
Open Air Gedenkgottesdienst
Überblick der Teilnehmenden an dem Gottesdienstes
Pavillon für die Gedenkfeier

Im Rahmen des internationalen Gedenktages für verstorbene Drogengebrauchende wurde auch in diesem Jahr in Braunschweig mit einem Open-Air-Gottesdienst am Windmühlenberg an die verstorbenen Drogenabhängigen gedacht.  

Zum 25. Mal fand der Gedenkgottesdienst bereits in Braunschweig statt. In diesem Jahr unter dem Motto „Konsumsicherheit für Alle(s)“. Henning Böger, Pfarrer von St. Magni, gestaltete und führte durch die würdevolle Feier, die von Gitarrist und Sänger Jörg Hecker musikalisch begleitet wurde. Wie in den vergangenen Jahren auch organisierte die Braunschweiger AIDS-Hilfe, die Drogenberatungsstelle DROBS und das Selbsthilfe-Netzwerk JES den Gedenktag. Die Schirmherrschaft hat der Braunschweiger SPD-Bundestagsabgeordnete Christos Pantazis übernommen. Deutschlandweit gab es laut Statistik so viele Opfer wie nie zuvor: Das Bundeskriminalamt registrierte 2.227 drogenbedingte Todesfälle, die Dunkelziffer ist jedoch noch deutlich höher. In Niedersachsen liegt die offizielle Zahl der verstorbenen Drogenkonsumenten bei insgesamt 86 Menschen und auch in Braunschweig sind die Zahlen gestiegen. „Besonders das 1. Halbjahr 2023 war mit insgesamt 12 Todesfällen sehr auffällig. nach unseren Beobachtungen lag dies unter anderem am erhöhten Aufkommen von PeeVee (MDPV) in der Szene“, so Florian Kregel, Leiter der Drobs Braunschweig.

Aufgestellte, einfache Holzkreuze erinnern an dem Tag auf dem Windmühlenberg an die Toten. „Wir erinnern Menschen, die gestorben, aber nicht vergessen sind.
Neue Kreuze kommen dazu, wie das Kreuz von Maxi, das heute dazugekommen ist.“ Ein Kreuz für einen jungen Menschen, der aufgrund seines Drogenkonsums gestorben ist. Seine Mutter war an dem Gedenktag dabei, nahm noch einmal Abschied. „Ich stehe hier als Mama, ich vermisse meinen Sohn. Wir vermissen unseren Bruder, seine Freunde vermissen ihn“, sagte sie mit bewegter Stimme und wünschte allen für die Zukunft viel Kraft.

Auch von Witalij wurde erzählt. Witalij größter Wunsch war es, eine eigene Wohnung zu haben, arbeiten zu können und endlich von den Drogen loszukommen. Er wollte ein gutes Vorbild sein. Auch für seinen Sohn. Doch die Drogen haben ihn immer wieder zurückgeholt. Witalij hat es nicht geschafft.

Rund 60 Klient*innen, Angehörige, Freund*innen und Mitarbeitende der unterstützenden Einrichtungen sind an diesem Tag an diesem Ort zusammengekommen, um Abschied zu nehmen. Aber eben nicht nur. Denn, so Pastor Henning Böger, der 21. Juli sei auch ein politischer Gedenktag und ein Protesttag gegen den Tod.

So gab der Gottesdienst nicht nur Raum, um an die Verstorbenen zu erinnern, sondern auch um Haltung zu zeigen, zu informieren und politische Forderungen zu formulieren, wie beispielsweise die Forderung der Einrichtung von Drogenkonsumräumen in allen Bundesländern und die sichere Finanzierungsgrundlage der Selbst-, Drogen- und AIDS-Hilfe. 

Der Schmetterling ist das Symbol des Gedenktages und Teil des Aktionslogos. Er steht für Hoffnung, Mut und Zuversicht. Zuversicht, dass politische Forderungen gehört werden.