Am vergangenen Freitag lud der Theaterdirektor des Astor Kinos, Frank Oppermann, gemeinsam mit der Braunschweiger Zeitung zu einer besonderen Filmvorführung für Pflegekräfte ein. Knapp vierzig Pflegekräfte aus verschiedenen Einrichtungen, der ambulanten Pflege der Paritätischen Dienste und dem Klinikum hatten die Gelegenheit, den eindrucksvollen Film „HELDIN“ in Anwesenheit der Regisseurin Petra Volpe zu sehen.
Der Film begleitet die Pflegerin Floria Lind, gespielt von Leonie Benesch, durch ihre herausfordernde Spätschicht. Die Zuschauer*innen erleben hautnah, wie Floria den Strapazen eines chronisch überlasteten Systems mit unglaublicher Kraft und Empathie begegnet. „HELDIN“ ist eine packende, humanistische Hommage an die Pflegekräfte und verdeutlicht, wie wichtig eine gute Versorgung im Krankheitsfall für uns alle ist.
Der Film berührt, rüttelt auf und gibt der Pflege und dem Pflegenotstand ein Gesicht. Wie Programmdirektor Oppermann zu Beginn der Vorstellung sagte: „Jede und jeder von uns kommt mit der Pflege in Berührung oder hat bereits Erfahrungen damit gemacht.“ Bei der Frage, wer schon einmal als Patient im Krankenhaus war, gingen fast alle Arme nach oben.
Alle, die sich in dieser Situation befinden, sind auf Pflegefachkräfte wie Protagonistin Floria angewiesen. Sie schafft es, trotz der stressigen Krankenhaus-Schicht zugewandt und geduldig zu bleiben. Nur bei dem arrogant-provozierenden Privatpatienten Herrn Severin reißt ihr der Geduldsfaden und sie wirft im Affekt seine teure Uhr aus dem Fenster. Diese Szene, so die Regisseurin, habe sie bewusst eingebaut. Das ist die künstlerische Freiheit und eben kein Dokumentarfilm.
Im Laufe des Films wird deutlich, wie wenig Zeit Floria nicht nur für ihre Patient*innen, sondern auch für ihre eigenen Bedürfnisse hat: Sie schafft es zwischendurch gerade einmal, auf dem Stationsflur hastig einen Schluck Wasser aus ihrer Trinkflasche zu nehmen und findet am Ende ihrer Schicht einen kurzen Moment, um erschöpft in ihr mitgebrachtes Brot zu beißen. Die Zuschauer*innen fühlen mit ihr, spüren den Zeitdruck und die Zerrissenheit, nicht allen gerecht werden zu können, wie sie es verdienen.
Nach dem Film hatten die Zuschauer*innen die Möglichkeit, mit der Regisseurin ins Gespräch zu kommen. Ganz häufig gab es Bestätigung aus dem Publikum, denn so erleben es die Pflegekräfte in ihrer tagtäglichen Arbeit. Sie berichteten an dem Abend ebenfalls von ihrer Arbeit. „Es ist erschreckend, dass sich in den vergangenen Jahrzehnten nichts geändert hat“, erzählte eine Zuschauerin, die seit knapp dreißig Jahren in der Pflege arbeitet.
Kein Applaus mehr nach der Pandemie
Einig waren sich alle: Klatschen während der Corona-Pandemie, das reicht hinten und vorne nicht. „Covid war vorbei und das Klatschen auch. Es wurde wieder vergessen, wie wichtig diese Arbeit ist und der Pflegenotstand hat weiter zu genommen. Es ist ein Thema, das mich nicht losgelassen hat, als politischer Mensch, als Filmemacherin, als Feministin. Ich wollte eine große Liebeserklärung an die Pflege auf die Leinwand bringen“, beschreibt Petra Volpe ihre Beweggründe.
„HELDIN“ ist nicht nur ein Film, sondern ein eindringlicher Appell, die Arbeit von Pflegekräften wertzuschätzen und die Herausforderungen, mit denen sie täglich konfrontiert sind, zu erkennen. Klar ist: es besteht dringender und sofortiger Handlungsbedarf. Laut WHO ist der weltweite Mangel an Pflegekräften ein globales Gesundheitsrisiko. In Deutschland könnten nach Angaben des Statistischen Bundesamts bis 2029 rund 260.000 Pflegende fehlen.
„Diesen Film sollten alle Menschen sehen“, so das einhellige Fazit der Anwesenden. Also los: Geht ins Kino, schaut ihn euch an!