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„Wir sind ein Teil von Hornburg geworden!“ - 20 Jahre Haus Hagenberg - eine Erfolgsgeschichte: Das Wohnheim für chronisch mehrfach beeinträchtigte abhängigkeitserkrankte Frauen und Männer in Hornburg startet mit einer Jubiläumsfeier in das Geburt

20 Jahre Haus Hagenberg: v.l.: Christian Meininghaus, Heimleiter, Referent Dr. Martin Reker, Henning Eschemann, Geschäftsführer des Paritätischen Braunschweig

Die Gäste

Geschäftführer Henning Eschemann

Refernet Dr. Martin Reker

Dr. Martin Reker

Führungen durch das Haus

Besichtigung des Wohnheims

Heimleiter Christian Meininghaus berichtet Anekdoten aus dem Haus

Gespräche und Grillen

Mamorkuchen im Glas als besonderes "give away"

Die Band

Rund 120 Gäste - unter ihnen Fachleute aus der Region Braunschweig, Hildesheim und Göttingen, Mitbürger aus Hornburg, Bewohner und Ehemalige, Schauspieler des Altstadt-Theaters, sowie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter - nahmen an der Jubiläumsfeier am Donnerstag, 18. Mai 2017 teil.

Christian Meininghaus eröffnete als Hausherr und Heimleiter den offiziellen Festakt. Henning Eschemann, Geschäftsführer des Paritätischen Braunschweig  begrüßte die Gäste und zog eine durchweg positive Bilanz der zwanzig Jahre Haus Hagenberg. In einem Vergleich mit dem Fußball-Sommermärchen: „Die Stadt Hornburg und das Haus Hagenberg ist für mich sinnbildlich ein Sommermärchen – ähnlich der WM 2006. ‚Menschen mit einer Suchterkrankung zu Gast bei Freunden, zu Gast im Haus Hagenberg, zu Gast in Hornburg‘. Aus einer anfangs entgegengebrachten Skepsis gegenüber uns, gegenüber dem Geschehen im Haus Hagenberg und gegenüber den „exotischen“ Gästen ist in den 20 Jahren ein grundlegender Wandel des Bildes über die Arbeit mit Suchtkranken eingetreten. Damals hat man noch nicht von einer „Willkommenskultur“ gesprochen – wir haben sie in den 20 Jahren buchstäblich erfahren und erlebt“, damit dankte Eschemann den Befürwortern und Unterstützern wie beispielsweise dem heutigen Bürgermeister der Gemeinde Schladen-Werla, Andreas Memmert, den befreundeten Organisationen und Betreuern, den Selbsthilfegruppen, den Vereinen und Einrichtungen, den Krankenhäusern, den Sozialämtern, den Gesundheitsämtern, den Nachbarn, den Hornburgern, dem Team von Haus Hagenberg und natürlich den Bewohnerinnen und Bewohnern.

Dr. Martin Reker, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, Leitender Arzt der Abteilung für Abhängigkeitserkrankungen an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Bethel, Bielefeld, hielt im Anschluss einen nicht nur interessanten, sondern zudem sehr unterhaltsamen Fachvortrag „Wer chronisch Suchtkranken helfen will, muss Sinn stiften, Belohnungen verschaffen, damit sich der Verzicht auf Rausch und Substanzkonsum lohnt.“ Reker erläuterte anhand von ganz konkreten Beispielen das  verhaltenstherapeutische Behandlungskonzept „Community Reinforcement Approach“ (CRA). Hierbei geht es um den Ansatz, die Behandlung eines Suchtproblems aus der Sicht des Betroffenen zu betrachten und zu entwickeln. Bei dem Konzept, das sich stark an den Bedürfnissen der Betroffenen orientiert, sollen diese eben auch aktiv in die Therapie mit eingebunden werden.  „Es hat immer einen Grund, warum jemand trinkt und das Trinken für denjenigen Sinn macht. Das muss man erst einmal begreifen und verstehen. Alkohol hat eben auch seinen Reiz. Der Patient muss die Erfahrung machen können, dass ein Leben ohne Suchtmittel attraktiver ist als mit. Kein Mensch wird seinen Substanzkonsum aufgeben, wenn er nicht die Erfahrung machen kann, dass es ihm/ihr ohne Suchtmittel besser geht als mit!“, so Referent Reker.

Suchtkranke Patienten benötigen daher Unterstützung, um Rahmenbedingungen so zu verändern, dass die Betroffenen abstinent sein „wollen und können“. Und genau dies finden sie hier im Haus Hagenberg.

Nicht umsonst lautet dann auch die Überschrift der Abschlussworte von Heimleiter Meininghaus: 20 Jahre Haus Hagenberg - Ein Ort der Hoffnung und der Perspektive. Während der zwei Jahrzehnte haben 450 Frauen und Männer im Haus Hagenberg gelebt. Mit Geschichten und Anekdoten brachte Meininghaus den Gästen der Feier das Leben im Haus sehr lebendig und anschaulich  nahe.

46 Frauen und Männer haben hier ihr neues Zuhause auf Zeit. Dafür mussten sie viel aufgeben. „Wenn Menschen zu uns kommen, dann haben sie erst einmal das Gefühl des Versagens, sind verzweifelt und hoffnungslos. Die Grundlage unserer Arbeit ist Herzlichkeit und Achtsamkeit, mit denen wir den Menschen begegnen“, sagte Meininghaus. Und genau dieses Gefühl der Wärme, des Willkommenseins ist hier - auch am Tag der Jubiläumsfeier - überall zu spüren. Zum einen brachten sich die Bewohnerinnen und Bewohner aktiv mit ein, führten die Gäste durchs Haus, erklärten und berichteten aus der Arbeit und vom Leben im Haus Hagenberg.

Die Dauer des Aufenthalts im Wohnheim variiert. Im Durchschnitt bleiben die Bewohner von einen bis zu drei Jahren hier. Rund dreißig Prozent der Bewohner schafft es, dauerhaft abstinent zu leben. „Seit 2014 bieten wir eine ambulante Betreuung als weitere Hilfe und Begleitung an. Dadurch hat sich die Zahl noch einmal deutlich erhöht“, erläuterte der Heimleiter.

Im Anschluss an den offiziellen Teil, gab es die Möglichkeit bei leckerem Essen für Gespräche und Austausch. Das Team und die Bewohner boten dafür wieder allerhand  Gegrilltes wie Schaschlik, Bratwurst, Krakauer, Steaks und Schafskäse an. Als kleines „Give away“ erhielt jeder Gast einen liebevoll gebackenen und wunderschön verpackten Mamorkuchen im Glas: eine besonders originelle und köstliche Idee.