08.11.2023

Für ein besseres und friedliches Miteinander im Stadtteil – Modellprojekt „Shake hands“ im KJZ Lamme stärkt Konfliktlösungskompetenz bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen


„Shake Hands – Die Konfliktlöser“ heißt das Modellprojekt, dass von Mediator*innen vom iko Institut begleitet und im Braunschweiger Stadtteil Lamme aktuell umgesetzt wird.

Grundsätzlich richtet sich das kostenlose Angebot in Lamme an alle Einwohnerinnen und Einwohner des Stadtteils, insbesondere jedoch sollen Kinder und Jugendliche erreicht werden. Ziel des gemeinsamen Projektes ist es, ein friedliches und respektvolles Zusammenleben zu fördern.

Jetzt fanden zwei intensive Projekttage im Kinder- und Jugendzentrum Lamme statt, bei denen sich theoretische und praktische Anteile abwechselten. Neben einer Vorstellung des Projektes, das Gisela Stelzer-Marx vom Iko-Institut präsentierte, gab Fotografin Yvonne Salzmann praktische Anleitungen, Anregungen und Aufgaben, um über das Medium der Fotografie Empfindungen auszudrücken. Anhand von symbolische Fotokarten konnten die Teilnehmenden ihre Gefühle beschreiben. Eine tolle Methode, um seine innere Welt und das, was einen bewegt zu beschreiben, finden Anna und Fabian. „Bilder können viel aussagen und helfen einem, wenn man nicht gut über Gefühle sprechen kann“, sagte der 17-jährige. Emotionen mit Fotos und mit nachgestellten Situationen darzustellen und darauf zu übertragen, das fand ich besonders gut“, fügte die 16-jährige Anna hinzu.

Sebastian Neis, Erzieher im Kinder- und Jugendzentrum Lamme bot eine Pen-and-Paper-Runde an, bei der sich die Teilnehmenden in Mediation ausprobieren konnten. Zum Abschluss der Aktionstage wurde unter der Anleitung Gold- und Silberschmiedin Ursula Reiff gemeinsam eine Friedensscheibe geschmiedet. Das war für alle eine besondere Erfahrung, die mit viel Symbolhaftigkeit gepaart war. „Damit etwas Neues, Kraftvolles entstehen kann, ist es wichtig loszulassen und zuerst die Gefühle, die gerade in uns sind, zu verabschieden“, sagte die Künstlerin. So wurden zuerst kleine Silberstücke von den Teilnehmenden, die mit jedem Stück etwas Persönliches verbunden haben, geschmolzen und in eine Herzform gegossen. Das alles hat etwas mit Absicht zu tun. Es braucht dazu eine aktive Entscheidung. Wir manifestieren unsere Wünsche und Hoffnungen“, erklärte Ursula Reiff. Und so bewegte und bewegt das aktuelle Weltgeschehen, aber auch die ganz persönlichen Sorgen, Ängste und Probleme die jungen Menschen. Die Friedensscheibe wurde dann gemeinsam mit dem Hammer gestaltet. Jeder Hammerschlag war ein Gedanke, ein Wunsch. Und das wurde durch den Hammer kräftig untermauert: eine starke und beeindruckende Symbolik mit Ritualcharakter.

Das gesamte Projekt, so zeigen die Reaktionen und das Resümee der Teilnehmenden, hat Wirkung hinterlassen. Lucas hat viel über sich, den Umgang mit seinen Gefühlen und Konflikten gelernt, sagt er. „Das müsste man eigentlich viel öfter machen und vielleicht sogar als Pflichtprogramm für jeden“, meinte der 17-jährige zum Abschluss. Auch Julian war begeistert und fand die erlernten Techniken hilfreich und interessant. „Zu reflektieren, was ein Konflikt mit einem macht und Emotionen mithilfe eines Fotos auszudrücken, das war sehr spannend“. Joost arbeitet selbst in einem Jugendzentrum und hat ebenfalls viele Anregungen mitgenommen: „Man hinterfragt und reflektiert durch die Gesprächs- und Konfliktbewältigungstechniken ganz anders“.

Hintergrund:

„Communities That Care“

Grundlage von „Communities that Care“ sind langjährige Forschungsergebnisse der Universität Seattle (USA). In mehreren Langzeitstudien wurden Risiko- und Schutzfaktoren ermittelt, die die Entstehung bestimmter Problemverhaltensweisen bei Kindern und Jugendlichen maßgeblich beeinflussen. Die auf diesen Erkenntnissen basierende CTC-Methode wird in den USA seit 1985 bereits an hunderten Standorten angewandt. Außerhalb der USA ist CTC unter anderem in Großbritannien, den Niederlanden, Schweden, Australien und Kanada erfolgreich im Einsatz. In Deutschland wird das Verfahren seit 2009 bundesweit in unterschiedlichen Städten und Landkreisen durchgeführt.