09.04.2024

Paritätischer legt neuen Armutsbericht vor: Armut in Niedersachsen sinkt leicht – große regionale Unterschiede bleiben bestehen

Kinderarmut ist auf einen besorgniserregenden Negativ-Rekordwert gestiegen


Infografik zu neuem Armutsbericht in Deutschland: 16,8 % der Gesamtbevölkerung ist betroffen. Das sind 14,2 Millionen Menschen aktuellsten Daten von 2022.

Der Paritätische Gesamtverband hat seinen neuen Armutsbericht vorgelegt. Und dieser hat für die Region Braunschweig-Wolfsburg keine beruhigenden Zahlen. Denn obwohl die Armut in Niedersachsen leicht sinkt, bleiben dennoch große regionale Unterschiede bestehen.

So lag die Armutsquote 2022 in Niedersachen sowie auch in der Region bei 17,9 Prozent und damit zwar 0,6 Prozentpunkte unter dem Vorjahreswert, aber im Vergleich zur bundesweiten Armutsquote von 16,8 Prozent, immer noch deutlich über dem Schnitt.

 „Die Befunde sind durchwachsen, aber einen Grund zur Entwarnung gibt es nicht“, sagt Kerstin Tack, Vorsitzende des Paritätischen Niedersachsen. „Die Quote verbleibt auf einem zu hohen Niveau, eine nachhaltige Bekämpfung von Armut findet nach wie vor nicht statt. Der Trend stetig wachsender Armut scheint zwar auf den ersten Blick gestoppt, aber noch lange nicht gedreht!“ Der Paritätische sieht wesentliche armutspolitische Stellschrauben insbesondere in besseren Erwerbseinkommen, besseren Alterseinkünften und einer Reform des Kinderlastenausgleichs.

Gerade in einem Flächenland wie Niedersachsen fällt die Armutsbetroffenheit der Menschen regional sehr unterschiedlich aus. Während das Umland von Hannover mit 15,9 Prozent deutlich unter dem Landesdurchschnitt bleibt, liegen etwa die Region Ostfriesland mit 21 Prozent und die Landkreise Hameln-Pyrmont, Holzminden und Hildesheim mit je 20 Prozent weit darüber. Trauriger Spitzenreiter ist erneut die Landeshauptstadt Hannover mit 22,4 Prozent.

Der neue Bericht gibt auch Aufschluss über die Verteilung von Armut: Fast zwei Drittel der erwachsenen Armen gehen entweder einer Arbeit nach oder sind in Rente beziehungsweise Pension. Insbesondere Alleinerziehende, kinderreiche Familien und Menschen mit schlechten Bildungsabschlüssen oder ohne deutsche Staatsangehörigkeit sind von Armut betroffen. Unter Alleinerziehenden lag die Armutsquote bei 43,2 Prozent.

Auf einen neuen besorgniserregenden Rekordwert ist nach der Studie zudem die Kinderarmut gestiegen: Mehr als jedes fünfte Kind ist mittlerweile von Armut betroffen (21,8 Prozent).

„Armut hemmt nicht nur Betroffene, sie ist ein gesamtgesellschaftliches Problem und geht uns alle an. Sie verstärkt soziale Spannungen und Spaltungen. Was wir brauchen, sind entschlossene und wirkungsvolle Gegenmaßnahmen“, betont Kerstin Tack. Dazu gehören aus Sicht des Verbandes unter anderem die Anhebung des Mindestlohns auf 15 Euro, der Ausbau der Kinderbetreuung, eine Kindergrundsicherung, die vor Armut schützt und eine solidarische Pflegeversicherung als Vollversicherung. (aus der Pressemitteilung des Paritätischen Niedersachsen).

Alle Informationen zum neuen Armutsbericht finden Sie hier.
Mehr zum Thema Armut in Niedersachsen finden Sie hier auf der Schwerpunktseite Armut des Landesverbandes.