08.12.2017

Rucksack-Projekt in der Kita: spielerische Sprachförderung macht Eltern zu Experten


Einblick in ein Treffen der Rucksack-Gruppe der Kita QNH

Die qualifizierten Elternbegleiterinnen der sechse teilnehmenden Kitas erhielten im Sommer ihr Zertifikat

Erfolgreiche Sprachbildung, Mehrsprachigkeit und Integration mit dem Rucksack-Projekt, einem Programm zur Elternbildung und Sprachförderung in der Kindertagesstätte: Eltern lernen hier, wie sie ihre Kinder spielerisch fördern können, denn Mütter und Väter haben eine wichtige Rolle bei der Sprachentwicklung ihrer Kinder. Besonders Kinder, die mehrsprachig aufwachsen, brauchen Unterstützung, damit sie ihre Erstsprache und Deutsch als Zweitsprache gut lernen können.

Das Rucksack-Projekt" richtet sich an Eltern mit Kindern von vier bis sechs Jahren und wird von der Volksbank BraWo Stiftung im Rahmen von United Kids Foundations gefördert. Federführend für die Umsetzung des Programms ist das „DialogWerk Braunschweig“ unter dem Dach des Hauses der Familie. Das Projekt wird in sechs Braunschweiger Kitas angeboten. Mit dabei ist auch die Paritätische Kita Quäker-Nachbarschaftsheim (QNH).

Eltern sind die ersten Adressaten des Projektes. Sie fungieren als Förderer und Vermittler. Deshalb ist ein vorrangiges Ziel des Programms die Kompetenzen der Eltern zu stärken. Im ersten Stepp des modellhaften Konzeptes wurden vorab Mütter als Elternbegleiterinnen geschult. Im Sommer erhielten sie im Rahmen einer kleinen Feierstunde ihre Zertifikate.

Die qualifizierten Elternbegleiterinnen treffen sich in "Rucksack"-Gruppen in entspannter Atmosphäre einmal wöchentlich in der Kita mit anderen Müttern aus der Kita. Gemeinsam besprechen sie die verschiedensten Alltagsthemen wie Ernährung, Tiere, Kleidung, Bewegung, Einkaufen, den Körper und vieles mehr. Zu den Themen bekommen Eltern Materialien, die sie gemeinsam mit ihren Kindern zu Hause nutzen können. Die wöchentlichen Aufgaben sind immer spielerisch und sowohl Eltern als auch Kinder gehen wissbegierig und mit viel Freude an die Übungen heran. Damit fördern die Eltern zuhause ihre Kinder mit Spiel und Spaß in ihrer Muttersprache und parallel dazu wird in der Kita der Wortschatz in der Zweitsprache Deutsch erweitert. Denn, so weiß Michaela Wirth, Koordinatorin Rucksack-Projekt in Braunschweig, aus Erfahrungen: „Je besser die Kinder ihre Muttersprache beherrschen, desto eher und schneller erlernen sie auch die deutsche Sprache.“

Die Begeisterung für das Projekt ist auch den drei Elternbegleiterinnen in der Kita QNH anzumerken. Gerade haben sie gemeinsam mit ihren Kindern als Aufgabe ein Hörmemory gebastelt. Ghliss Aicha hat einen fünfjährigen Sohn in der Kita. „Wir reden hier, wir basteln, wir tauschen uns aus und auch die Verbindung zwischen Mutter und Kind wird verbessert. Zu Hause verbringen wir die Zeit intensiver und bewusster“, berichtet die Elternbegleiterin von ihren Eindrücken. So wie ihr geht es auch den beiden anderen geschulten Müttern Ahlem Mhamdi und Faten Mhamdi: „Wir bekommen die Themen auf Arabisch, unterhalten uns aber in der Gruppe auf Deutsch. Die Arbeitsblätter heften wir in einer Mappe ab. Es ist toll zu sehen, wie unsere Kinder davon profitieren und auch schon auf die Schule vorbereitet werden.“

Auch außerhalb der Kita wirkt sich die Arbeit der Mütter in ihrer Umgebung aus. „Freundinnen mit gleichaltrigen Kindern, die mitbekommen, was wir alles machen, sind ebenfalls begeistert und interessieren sich auch für die Aufgaben, Spiele, Übungen, Mal- und Bastelaktionen und anderen Dingen, die wir mit unseren Kindern zu Hause machen“, berichtet Ahlem Mhadi. Sie selbst hat den direkten Vergleich. Bei ihrem älteren Sohn gab es das Rucksack-Projekt noch nicht. Sie habe sich nicht so intensiv mit ihm beschäftigt wie sie es jetzt mit ihrer vierjährigen Tochter macht. Den Unterschied merkt sie deutlich: „Meine Tochter ist kreativer und wissbegieriger“, sagt die zweifache Mutter.

Das Rucksack-Projekt soll durch das Mitwirken der Eltern an Erziehungs- und Lernprozessen helfen, die die Startchancen der Kinder im deutschen Bildungssystem verbessern sollen. Und nach den ersten Erfahrungen scheint dies auch zu gelingen.

Teilnehmende Einrichtungen sind neben der Paritätischen Kindertagesstätte Quäker-Nachbarschaftsheim folgende fünf Kitas: Caritas Familienzentrum St. Maximilian Kolbe, DRK Familienzentrum Broitzemer Straße, Ev.-luth. Familienzentrum St. Georg, Ev.-luth. Familienzentrum Weststadt, Städtische Kindertagesstätte Siegmundstraße.