03.07.2018

Podiumsdiskussion mit Sozialministerin Dr. Carola Reimann zur Situation von Stomaträgern


Moderatorin Jennifer Haacke, Dr. Wiegel, Behindertenbeirat Braunschweig, Dr. Reimann, Nds. Gesundheitsministerin, Stephan Lemke, Stadthalle Braunschweig, Dr. Köhler, HEH, Carsten Gebhardt, Stoma-Selbsthilfegruppe

"Wenn mein Leben nicht ins Fomat passt...", so lautete das Motto einer Veranstaltung mit einer Podiumsdiskussion im Darmkrebszentrum des Herzogin-Elisabeth-Hospitals, die im Juni aus Initiative von Carsten Gebhardt aus der Stoma-Selbsthilfegruppe Braunschweig – Die Kängurufreunde im Juni stattfand.

Neben der niedersächsischen Sozialministerin Dr. Carola Reimann standen auch Stephan Lemke, Geschäftsführer der Stadthalle Braunschweig Betriebsgesellschaft mbH, Dr. Burkhard Wiegel, 1. Vorsitzender des Behindertenbeirats der Stadt Braunschweig und Dr. Hinrich Köhler, Chefarzt der Chirurgischen Klinik und Stellvertretender Leiter des Darmkrebszentrums des HEH auf dem Podium Rede und Antwort.

Dabei ging es nicht um die Beschwerlichkeiten, die Stomaträger haben, um an kulturellen Veranstaltungen teilnehmen zu können oder auch die großen Schwierigkeiten und Hürden die Menschen mit der Beeinträchtigung beispielsweise bei Schwimmbadbesuchen erleben. Moniert wurde unter anderem der häufig dich unsensible Umgang, den Stomaträger immer wieder erleben. Carsten Gebhardt berichtete beispielsweise davon, dass Stomaträger bei kulturellen Veranstaltungen ihre Tasche mit der medizinischen Versorgung abgeben müssten. Das Problem: Diese Taschen übertreffen das zulässige Format von A4, um mit in die Veranstaltung genommen werden zu dürfen. Auch hörte er, dass Betroffene in Schwimmbädern abgewiesen würden mit der Begründung, sie könnten das Schwimmwasser verunreinigen.

In der anschließenden Gesprächsrunde tauschten sich die Gesprächsteilnehmer über ihre Erfahrungen und über Lösungsmöglichkeiten aus. Stephan Lemke weiß um die Notwendigkeit, das Personal bezüglich der Mitnahme medizinisch notwendiger Utensilien bei den Einlasskontrollen von Veranstaltungen zu schulen. Dass die Aufklärung über chronische Erkrankungen ein wichtiger Baustein ist, darüber sind sich sowohl die Politik, der Behindertenrat als auch die medizinischen Behandler einig. Dr. Hinrich Köhler ist darüber hinaus davon überzeugt, dass Menschen mit einem Stoma oder Urostoma sich selber pflegerisch gut versorgen. Trotzdem möchten Menschen mit körperlichen Erkrankungen gleichberechtigt behandelt werden, so Dr. Burkhard Wiegel, und noch bestehende Vorurteile müssten weiter abgebaut werden. Dr. Carola Reimann weist auf die Umsetzungen der Inklusion hin, die sich in Niedersachsen in den letzten Jahren sehr intensiviert habe, und betonte dabei, wie wichtig die Öffentlichkeitsarbeit sei. Nur so könne Verständnis und Sensibilität wachsen.

Ein möglicher Lösungsansatz bei Veranstaltungen, so Stephan Lemke, könnten besondere Kontrollpunkte, sogenannte „Slow Lanes“ mit geschultem Fachpersonal sein. Dort würden in erster Linie Menschen mit größerem Handgepäck kontrolliert.

Carsten Gebhardt wiederum hat eine Art Nachweisschreiben entworfen, die bei Kontrollen vorgezeigt werden könnte, ähnlich wie der Gesundheitspass, den Diabetiker benutzen.

Carsten Gebhardt fasste anschließend zusammen: "Mein Anliegen ist es, über die Situation von Stomträgern aufzuklären, um Vorurteile und Benachteiligung zu verhindern. Ich wünsche mir, dass ich mit dieser Veranstaltung einen Beitrag dazu leisten konnte."

Zur Erklärung: Ein Stoma meint einen künstlichen Darm- oder Harnausgang. Daher haben Stomaträger stets verschiedene Versorgungsmaterialien bei sich.