Sei kein Frosch - Hilfsangebot für Kinder aus suchtbelasteten Familien

Im Sommer 2007 stellten die Mitarbeitenden der Drobs in Goslar erstmals fest, dass Besucher des Café Spiegel, ein niedrigschwelliges Kontaktcafé für Drogenkonsumenten in Goslar, ihre Kinder in den Sommerferien mitbrachten. Hintergrund waren die Schließzeiten der Kindertagesstätten und der damaligen Horte. Allen war klar: das Café Spiegel ist nicht der richtige Ort für Kinder.

Schnell wurde von der Leitung und dem Team der Drobs reagiert und ein gemeinsames für Eltern- und Kinder entwickelt. Erste Schritte dahin waren stundenweise Aktionen in den für Eltern und Kinder auf einem Reiterhof im Landkreis Goslar. Dort konnten die alle zusammen gemeinsam schöne Stunden verbringen. Eltern konnten sich dabei auch über die Sorgen und Nöte austauschen, die die Elternrolle mit sich bringt. Kinder bekamen das Gefühl, nicht allein zu sein und merkten, anderen ging es auch so, andere Kinder hatten ähnliche Probleme.

Aus diesem anfänglich ersten gemeinsamen Projekt, entwickelte sich eine reine Kindergruppe, da sich herauskristallisierte, dass die Kinder mehr Unterstützung benötigten. Und diese war besonders wirksam, wenn sie regelmäßig und niedrigschwellig angeboten wurde.

„Sei kein Frosch“ war geboren.

Das besondere des Projektes „Sei kein Frosch - Kinder drogenabhängiger Eltern stärken“ liegt in der Kombination zweier bewährter Methoden. Im Rahmen einer niederfrequenten Intervention übernehmen wir aus dem wissenschaftlich evaluierten Bundesmodellprojekt Trampolin therapeutische Elemente, um dem Risiko der Kinder, selbst einmal eine substanzbezogene Abhängigkeitserkrankung zu entwickeln, entgegenzuwirken. Diese Elemente werden gekoppelt mit weitergehenden Aktivitäten, wie beispielsweise dem therapeutischen Reiten, erlebnispädagogischen Elementen oder anderen Aktionen. Unser Hauptanliegen ist es, zu einer gesunden Entwicklung der gefährdeten Kinder beizutragen und so zur optimalen Entfaltung der Persönlichkeit beizusteuern. Zwei SozialarbeiterInnen führen dieses Projekt mit Gruppen in einer Größe von fünf bis acht Kindern durch. Sie werden an 20 Tagen im Jahr von zu Hause abgeholt und sind ca. 3,5 Stunden in der Gruppe unterwegs.

Mittlerweile wird dieses Projekt pauschal über den Landkreis gefördert. Dies ist niedersachsenweit einmalig und so konnte es gelingen, Kinder aus suchtbelasteten Familien ein regelmäßiges Angebot anzubieten, das auch genutzt wird. Die Kinder können auch anonym in der Jugend- und Drogenberatungsstelle Goslar angemeldet werden. Einer Anmeldung über das Jugendamt bedarf es nicht.

2023 konnten insgesamt mit diesem Projekt 18 Kinder im Alter von 4- 12 Jahren erreicht werden.Der Bedarf ist jedoch weitaus höher. Im vergangenen Jahr gelang es, auch Kinder aus Seesen und Umgebung miteinzubeziehen. Dort eine feste Gruppe wie in Goslar zu etablieren, das wäre ein großer Wunsch für die Zukunft.

  • Rückblick: Kunstprojekt „Turn inside out - Kehr dein Innerstes nach Außen und zeig wie du wirklich bist“

    Frei nach der Devise „Ist das Leben gerade blöd, streu Glitzer drauf“, haben die Kinder des Projektes „Sei kein Frosch“ der Jugend- und Drogenberatung Goslar das Café Spiegel der Drobs ordentlich Farbe und Glitzer einverleibt. Der schöne Anlass war eine zweitägige, wundervolle Aktion, die im Rahmen der Förderung „Kunst für alle“ von Aktion Mensch unterstützt und finanziert wurde. Unter dem Motto "Turn inside out - Kehr dein Innerstes nach Außen und zeig wie du wirklich bist " konnten Kinder aus suchtbelasteten Familien ihrer Kreativität freien Lauf lassen. Und das taten sie mit Leidenschaft, schwangen Pinsel und Spachtel und verzauberten die weißen Leinwände in farbenfrohe Kunstwerke.  

     „Unser Ziel war es, mit diesem Kunstprojekt den Alltag der Kinder zu bereichern, ihnen die Möglichkeit zu geben, in ihre Fantasie abtauchen zu können. Farben und andere Materialien können dazu sehr inspirieren und das ist mehr als gelungen“, freut sich Anna Pielken-Rieger.

    Die Kinder konnten in diesem kreativen Projekt üben, ihre Gefühle auszudrücken und ihre eigenen Stärken zu erkennen. Nicht nur die künstlerischen Fähigkeiten wurden dabei gefördert, sondern auch das Selbstbewusstsein und die sozialen Bindungen gestärkt. Die Kinder lernten mittels der Kunst ihr Inneres darzustellen und Erlebtes zu verarbeiten, denn Kinder aus suchtbelasteten Familien wachsen häufig unter besonders herausfordernden Umständen auf. Derartige Freizeitangebote und Aktionen sind eine große Bereicherung und von besonderer Bedeutung. Die erlangten Fähigkeiten können die Kinder damit auch zukünftig für sich nutzen.

    „Den Kindern waren keine Grenzen gesetzt. Es gab keine Vorgaben, keine festgelegten Regeln, alles war erlaubt. Und die Augen der Kinder leuchteten schon beim Anblick der vielen Farben, Pinsel und Glitzerdosen. Die kleinen Künstler waren sehr engagiert und hatten jede Menge Spaß an ihrer eigenen Staffelei. Und auch die Erwachsenen haben tolle Bilder gezaubert. Am Ende sind so viele fantastische, farbenfrohe Bilder. Die strahlenden Kinderaugen und die tolle Atmosphäre haben mein Herz mit Liebe erfüllt. Ich bin sehr dankbar, ein Teil dieses Projektes gewesen zu sein“, sagte Künstlerin Anna Völkner gerührt.

    Und auch Fotografin Nina Richter war ganz beeindruckt von der Aktion: „Die Stimmung war sehr harmonisch und fröhlich. Mit großer Konzentration und Freude gestalteten die Kinder die Leinwände und vergaßen alles ringsherum. Die Zeit verging wie im Flug. Bei dem Fotoworkshop "How to get a Selfie" am zweiten Projekttag spielten die Themen Perspektive und Lichtsetzung eine Rolle. Große Freude hatten alle beim "Glitzer pusten". Dabei sind ganz, ganz tolle Fotos entstanden.“

    Die Hoffnung ist bunt: "Kunst für Alle" zeigte eindrucksvoll, dass Kunst nicht nur die kreativen Fähigkeiten der Kinder fördert, sondern auch als Mittel zur Überwindung von Schwierigkeiten und zur Förderung von Gemeinschaft und Zusammenhalt fungiert. Die Kinder konnten sich sehr schnell auf das Projekt einlassen und ließen ihrer Kreativität freien Lauf. Sie konnten einfach drauflos malen und wenn es nicht gefiel, wurde einfach drüber gemalt. Das war ein wirklich spannender Prozess, zu sehen, dass es überhaupt nicht perfekt sein muss, sondern alles von einem selbst gestaltet und verändert werden kann. Am zweiten Tag haben alle gemeinsam das Café Spiegel und die Beratungsstelle funkeln lassen und die Bilder mit Glitzer verziert. Und zum Schluss konnten die Kinder Fotos von und mit ihren Bildern machen. Das Projekt ist ein leuchtendes Beispiel dafür, wie Kunst und Kreativität positiven Einfluss auf die Kinder haben kann. „Unser großer Dank gilt der Aktion Mensch, die das Projekt gefördert hat und den tollen Künstlerinnen Anna und Nina“, sagte Einrichtungsleiterin Anna Pielken-Rieger.


Kontakt

Jugend- und Drogenberatungsstelle Goslar
Hildesheimer Str.12
38640 Goslar

Die Beratungsstelle befindet sich hinter der Aral Tankstelle (Hildesheimer Str. 18).

Telefon:   05321/39570
Fax:         05321/395722
E-Mail: drobs-goslar(at)paritaetischer-bs.de

Leitung:

Anna Pielken-Rieger