14.08.2023

„Jeder Mensch ist gleich viel wert und jeder Mensch verdient es, gerettet zu werden“ - traditioneller Gottesdienst anlässlich des bundesweiten Gedenktages erinnert an Drogentote in Braunschweig


Jedes Jahr am 21. Juli wird mit einem Gedenktag an die verstorbenen Drogenkonsumierenden gedacht. Traditionell findet in Braunschweig dazu seit mittlerweile 24 Jahren ein Open Air-Gedenk- und Trauergottesdienst auf dem Windmühlenberg statt. So auch in diesem Jahr. Organisiert wird dieser vom Selbsthilfe-Netzwerk JES, der Aidshilfe und der Jugend- und Drogenberatung (Drobs). Mit dabei war wie gewohnt auch Henning Böger, Pfarrer der St.-Magni-Gemeinde. Er führte durch den emotionalen Gottesdienst, der von den Melodien von @barcoustics begleitet wurde.

Es ist ein Tag des Erinnerns, aber auch ein politischer Gedenktag, der Zeichen setzen soll.

1990 Menschen starben 2022 im Zusammenhang mit ihrem Drogenkonsum. Das ist eine Verdoppelung der Verstorbenen in den letzten zehn Jahren. „Eine erschütternde Statistik“, zeigte sich Florian Kregel, Leiter der Jugend- und Drogenberatung (Drobs), in Trägerschaft des Paritätischen Braunschweig, sichtlich betroffen. Insgesamt starben im vergangenen Jahr in Braunschweig 18 Braunschweiger*innen im Zusammenhang mit dem Konsum von Drogen. Das sind sechs Menschen mehr als 2021.

Die Drobs als Mitorganisator der Gedenkfeier kümmert sich unter anderem um die optische und würdevolle Ausgestaltung des Gottesdienstes wie Bilderrahmen und Holzkreuze mit den Namen der Verstorbenen. In diesem Jahr standen 18 Rahmen auf dem Tisch: 18 schwarze Bilderrahmen, 18 Namen, 18 Tote. Die Kreuze und Bilder gaben Eltern, Geschwistern, Freund*innen und Bekannten die Möglichkeit, ihren Liebsten noch einmal zu gedenken und sich von ihnen zu verabschieden.

Mit dem Gedenktag soll aber neben aller Trauer und Betroffenheit auch auf Hilfsangebote und auf die Bedeutung von Prävention und Aufklärung hingewiesen werden.

Jasmin und Antje aus der Jugend- und Drogenberatung Braunschweig (DROBS) teilten im Laufe des Gottesdienstes ebenfalls ihre Gedanken. Jasmin sprach über ein sehr emotionales Jahr, in dem insbesondere viele junge Menschen gestorben sind. Sie warnte zudem vor neuen Substanzen wie Fentanyl und „Badesalz“. Mit den Worten „Kommt einfach zu uns. Wir sind für euch da und Akzeptanz findet ihr bei uns immer“ wendete sie sich direkt an drogengebrauchende Braunschweiger*innen. Antje wies darauf hin, dass man nie vergessen darf, dass der Konsum von Drogen eine chronische Suchterkrankung ist und dass verschiedenste Umstände dahinterstecken können. Sie betonte: „Jeder Mensch ist gleich viel wert und jeder Mensch verdient es, gerettet zu werden.“